|
"Playing With The Chelsea Girls" -
Die erste kühle Septembernacht 2008: Andy Warhols 1966er Filmepos
"The Chelsea Girls" läuft in letzter noch erhaltener
16mm-Kopie auf zwei riesigen Leinwänden im Köln-Müngersdorfer
Radstadion. Dazu erklingt ein atmosphärisch dichter, hypnotischer
Soundtrack, live eingespielt vom Kölner Groove-Kombinat TRANCE
GROOVE - ein dreieinhalbstündiges Gesamtkunstwerk der Undergroundkultur.
Zum Glück hat jemand eine 24-Spur-Maschine mitlaufen lassen,
und so legt die Band jetzt mit dem aus diesen Aufnahmen destillierten
Material ihr inzwischen siebtes Album vor.
Von Beginn an wird klar, dass hier definitiv musikalisches Neuland
betreten wird: aus dem Nichts scheint das erste Stück zu kommen,
schleicht sich über 15 atemlos spannende Minuten hinweg in
die Gehörgänge ein, entwickelt eine Magie, die in ihren
Bann zieht und so schnell nicht wieder loslässt. Sounds, die
ihre Wirkung auch ohne das bewegte Bild entfalten, nehmen mit auf
eine Reise durch innere Stimmungs-welten, ohne je in kitschige Ambient-Gefühlsduseligkeit
abzugleiten.
Alle Ecken und Kanten der ohne Computerunter-stützung eingespielten
Tracks haben es auf den fertigen Silberling geschafft. Eine bewusste
Entscheidung, die den teilweise recht surrealen Klangwelten ihren
menschlichen Charakter erhält. Scheinbar mühelos schaffen
die Musiker den Spagat zwischen spröden Industrialklängen
und Melodiefragmenten, die einfach zum Niederknien schön sind.
Diese Stimmung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte
Album, bis es am Ende seine Hörer mit einer anrührend
zerbrechlich wirkenden Interpretation des Rogers/Heart-Klassikers
"My Funny Valentine" - Nico's Lieblingslied - wieder in
die Stille entlässt.
Dazwischen gibt es natürlich auch die funkigen Dancefloor-Burner,
für die wir Trance Groove seit jeher lieben. Aber auch diese
werden diesmal kredenzt mit jenem speziellen Flavour, der uns ein
wenig träumen lässt von den verrückten Sechzigern,
damals in NYC ...
Orange ist das sechste
Album von Trance Groove. Die zehn Titel bieten unterschiedliche
Stimmungen zwischen dem sonnigen Flair mediterraner Inselstrände,
der grell-nüchternen Coolness neonbeleuchteter Großstadtclubs,
der kühlen Emotionalität elitärer Vernissagen oder
der intimten Losgelöstheit schwebender, sphärischer Klänge.
- Den Dancefloor beherrscht ein satter, an- wie schweißtreibender
Rhythmusteppich, geleitet von einem strikt taktgebendem Drummer
und einem in den tiefen Sphären des NuJazz verwurzelten E-Bass.
Lounge Jazz, Funk, Trip Hop, Dub und Reggae vereinen sich zu einem
eigenem Sound, der nicht nur hör-, sondern auch extrem tanzbar
ist.
Zur Würdigung des Nico-Jahres"
wurde auf "Orange" das interessante Replay von Reich
der Träume" der deutschen Sängerin von Velvet Underground
und Andy-Warhol-Mitarbeiterin Nico, die 1988 starb, wiederbelebt.
|
click on image
Live in der Kulturkirche
Köln
|