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Sanna Kurki-Suonio ist längst nicht nur
in ihrer finnischen Heimat für innovative Folksounds bekannt.
In den Neunzigerjahren spielte sie zusammen mit der schwedischen
Band Hedningarna
die Erfolgsalben Kaksi (1992), Trä (1994) und Karelia Visa
(1999) ein, auf denen traditionelle Folk-Elemente mit zeitgenössischen
Beats und Samples verquickt wurden; 1998 folgte dann mit Musta das
erste Soloalbum.
Auch die folgenden Werke festigten ihren internationalen
Ruf, vor allem das 2004 mit der Kantelespielerin Riitta Huttunen
eingespielte Album Kainuu und ihr Soloprojekt Huria, das der renommierte
Produzent Tapani Rinne betreute. Huria, das auch im europäischen
Ausland erschien, wurde im Frühjahr 2008 von der finnischen
Musikindustrie mit dem Etno-Emma-Preis als bestes Folkalbum ausgezeichnet.
Anschließend arbeitete Sanna unter anderem an Opernproduktionen
in Dänemark und Finnland; die promovierte Sängerin unterrichtet
inzwischen auch an der Musikakademie von Joenssuu. Zusammen mit
Musikern aus Armenien, Australien und England gehört die dem
Kreativ-Kollektiv SANS an, das im letzten Jahr ein vollständig
auf Improvisation beruhendes Album veröffentlichte und weltweit
live zu erleben war, unter anderem beim Womad-Festival.
Nach acht Jahren erscheint nun endlich wieder
ein Soloalbum von Sanna Kurki-Suonio. Ihre neue Band, inzwischen
bei einer Reihe von Gigs zu einer festen Einheit zusammengewachsen,
nennt sich Sanna Kurki-Suonion Kuolematon Erikoissysteemi, was auf
deutsch so viel wie "Sanna Kurki-Suonions unsterbliches Spezialsystem"
bedeutet - und die Musik dieses Spezialsystems verbindet Sannas
starken, rauen Neofolk-Gesang einerseits mit akustischen Klängen,
andererseits auch mit elektronisch geprägtem Indierock. Das
Ergebnis ist faszinierender, unkonventioneller, durch und durch
moderner Folk. Oder, je nach Blickwinkel, deutlich folkbeeinflusster
Indierock
"Es ist schon lustig, wenn man mittels der
althergebrachten Definitionen von Musikgenres beschreiben will,
was entsteht, wenn ein Roots-Gitarrist, eine verzerrte Mundharmonika,
Bass, Schlagzeug und Rhythmusgruppe sowie ein ziemlich durchgeknallter
Keyboarder und eine Folkmusikerin aufeinandertreffen", meint
Sanna. "Genres spielen keine Rolle, es geht nur um die Musik.
Von daher ist es uns auch recht, unseren Sound als Indie-Folk zu
bezeichnen, wenn man denn unbedingt eine Klassifizierung braucht."
Zur neuen Gruppe gehört auch der in Finnland
sehr bekannte Musiker, Komponist und Produzent Risto Ylihärsilä,
der unter anderem für zahlreiche Filmsoundtracks verantwortlich
zeichnet. Sanna, Risto und die gesamte Band haben mit diesem Album
ein phänomenales Werk geschaffen, das ein zentrales Thema hat:
die Liebe. Die Texte dazu schrieb Sanna teilweise selbst, sie verwendete
aber auch Passagen aus dem finnischen Epos Kanteletar, karelische
Volksweisen oder Gedichte der finnischen Schriftstellerin und Lyrikerin
Aulikki Oksanen.
"Die Liebe ist wie viele kleine Tode
- sie wächst oder sie wird schwächer durch die alltäglichen
Taten und Worte, die gar nicht weiter beachtet werden. Einige Texte
trugen bereits ihre eigene Melodie in sich, andere ergaben sich
aus Riffs, und wieder andere - besonders die Songs, die auf den
Gedichten Aulikki Oksanens basieren - sind geprägt von der
enormen, positiven Energie, die in der Band herrscht", sagt
Sanna.
Huria: In
vielerlei Hinsicht ist "Huria" ein echtes Folgealbum zu
Sanna Kurki-Suonios Duo-CD "Kainuu" (Rockadillo Records),
die sie im Jahre 2004 zusammen mit Riitta Huttunen veröffentlichte:
Zum einen natürlich durch die neuerliche Zusammenarbeit mit
der virtuosen Saiten-Spezialistin Huttunen, zum anderen aufgrund
des musikalischen Materials, das zu einem Großteil wieder
aus dem traditionellen Repertoire der letzten 100 Jahre aus der
nordöstlichen finnischen Region Kainuu stammt. Der große
Unterschied liegt in den modernen Arrangements, die "Huria"
zu einem reinen Weltmusik-Album machen. Ein Sound, der heutzutage
das besondere Merkmal der zeitgenössischen akustischen Folkore
ausmacht. Neben den traditionellen Stücken sind einige beeindruckende
Originalkompositionen der Bandmitglieder zu hören.
Die CD wurde sehr geschmackvoll und sorgfältig von Tapani Rinne,
dem Mastermind hinter dem renommierten finnischen Elektro-Jazz-Trio
RinneRadio, produziert. Er beließ den Klang minimalistisch
und in den Wurzeln der Tradition verhaftet. Doch gleichzeitig klingt
"Huria" sehr modern - Tapanis Erfahrung als Produzent
der bahnbrechenden Alben von Kimmo Pohjonen und Wimme ist nicht
zu überhören.
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