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ist die allgemeine Bezeichnung für das Gebiet
auf beiden Seiten der gemeinsamen Grenze zwischen Finnland und Russland.
Der westliche Teil Kareliens gehört heutzutage weiterhin zu Finnland.
Nach dem Krieg 1945 annektierte Russland einen großen Teil Kareliens
- Ladoga-Karelien und die Karelische Landzunge. Mehr als 400.000 Einwohner
verloren Haus und Hof und wurden als Flüchtlinge in andere Teile
Finnlands evakuiert. Die verlorenen Gebiete wurden vereinigt mit Russisch-Karelien,
das bereits seit 1920 eine eigene Republik der Sowjetunion bildete.
Heutzutage sprechen nur etwa zehn Prozent der rund 800 000 Einwohner
die ursprüngliche Sprache Karelisch.
Die Karelier gehören zu den sieben ostseefinnischen Völkern,
die in einem Bogen um den finnischen Meerbusen herum leben. Die
anderen Völker sind die Finnen, die Esten, die Voten, die Ingermanländer,
die Vepsen und die Liven. - Als Ingermanland wurde der Küstenstreifen
zwischen der estnischen und der ehemaligen finnischen Grenze (vor
1945) bezeichnet, der bis in dieses Jahrhundert hinein Grenzgebiet
zwischen Ost und West war. Die ursprüngliche Bevölkerung
waren die Voten und die Izoren. Beide ostseefinnischen Völker
waren russisch-orthodoxen Glaubens. Im 17. Jahrhundert, als das
Gebiet wie auch Finnland unter schwedischer Herrschaft war, zogen
protestantische finnische Siedler aus dem mittelfinnischen Gebiet
Savo und von der karelischen Landzunge in die Gegend. Die Neusiedler
wurden Ingermanländer genannt. Selbst in der wissenschaftlichen
Literatur wird dieser Name häufig mit demjenigen der Izoren
durcheinander gebracht. - Das Finnische, Karelische und Ingermanländische
kann man als Dialekte einer gemeinsamen Sprache bezeichnen.
Die archaische Kultur der Runengesänge hat Jahrhunderte in
dieser Sprachkultur überlebt. Aber im 17. Jahrhundert begann
sich die alte Liedtradition unter dem Einfluß der westeuropäischen
Tradition der Endreime zu verändern. Am besten erhielten sich
die alten Runengesänge in Karelien - sowohl auf der finnischen
als auch auf der russischen Seite. In diesen Gebieten sammelte der
finnische Arzt Elias Lönnrot (1802 - 1884) die besten Lied-Varianten,
die er 1835 zum finnischen Nationalepos "Kalevala" zusammenfasste.
Grenzprobleme kannte Lönnrot bei seiner Sammlertätigkeit
damals nicht, denn im 19. Jahrhundert bis 1917 gehörten Finnland
und ganz Karellien zum russischen Zarenreich. - Das "Kalevala"
bekam eine große Bedeutung für den Nationalstolz der
Finnen in den vergangenen hundert Jahren. Durch das Epos hatte Karelien
einen bedeutenden Anteil am Prozess der Findung der kulturellen
Identität des finnischen Volkes.
(Dank an Peter J. Strehmel für die Hintergrundinformationen)
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