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Rolly Brings, seine vier Kinder und Freunde haben
im Auftrag des WDR bislang unveröffentlichte Brings-Familien-Lieder
aus den 70er, 80er und 90er Jahren sowie den ersten Jahren des neuen
Jahrtausends eingespielt. Es sind Lieder, die die Familie mit Freunden
bisher seit über drei Jahrzehnten nur in der Bringschen Küche
gespielt hat. Die CD Mond-Marie enthält 16 wunderschöne
Lieder - auf Kölsch natürlich von denen einige
das Zeug zum kölschen Hit und Evergreen haben.
Ein Teil der Lieder ist im Hörspiel des WDR 5 Vun wem
ich et han et Flöstere vun da Ahle (Von
wem ich es habe das Flüstern der Alten
Erstausstrahlung am 31. 5. 2008 um 20:05 Uhr) zu hören gewesen.
"Logbuch
1"
Es beginnt mit dem ersten Kanzler, dem berühmtesten Rosenzüchter
vom Rhein und hört (vorerst) 1973 mit Allendes Tod auf. Die
Geschichte der BRD und der DDR seit 1949 - alles, was uns und die
Welt bewegte (oder gar nicht wahrgenommen wurde) - impressionistisch
zu Wort gebracht in Form von Aufzählungen, Schlagworten, erinnerten
Streifzügen. Listig-kodiert, dada-verwandt, wortwörtlich
wortspielend und entlarvend. Man muss in jedem Fall aufpassen, sich
konzentrieren, mitdenken und hingeben, gegebenfalls auch mal im
Lexikon nachschlagen. Sonst wird man wortgewaltig in die Knie gezwungen.
Das Angenehme ist, dass hier ein politischer Künstler am Werk
ist, ohne den Zeigefinger belehrend in die Höhe zu heben. Die
CD ist eher eine Bestandsaufnahme - Gedanken muss man sich selber
machen und Bewertungen selber vornehmen. Unangenehm mag das dem
einen oder anderen insofern sein, als dass die CD eine gewisse intellektuelle
Herausforderung darstellt.
Musikalisch segelt "Logbuch 1" auf den Wellen des Rock,
groovig angelegt, abwechslungsreich mit inselartigen Zitaten aus
der Rockgeschichte und mit Anklängen an Chansons und Kabarett-Stückchen.
Manchmal wird es sogar richtig schräg und schrill.
Selbst wenn man nicht auf die Texte achtet, kommt keine Langeweile
auf. Die Musik schafft Stimmungen, die auch ohne Worte funktionieren.
Mit dem Ohr beim Text, wird schnell klar, wie und wo die Musik die
Worte trägt, verstärkt und unterstützt.
Eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit der jüngsten Historie
auf hohem Niveau, kongenial von Günter Ulbrich durch 12 Objekte
begleitet. Hier wurde inhaltlich, sprachlich, musikalisch und gestalterisch
Sorgfalt an den Tag gelegt.
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Es gibt nicht viele musikalische Werke,
die sich ausführlich eines historischen Ereignisses oder eines
gesellschaftlichen Prozesses von unten - aus der Sicht der sog. 'kleinen'
Leute - annehmen. Legendär sind u. a. die "Proletenpassion" der
Schmetterlinge und die "Mumien" von Floh de Cologne. Mit "1848 - vun
unge" von Rolly Brings kommt die ausführliche musikalisch-inhaltliche
Darstellung der Ereignisse im Revolutionsjahr 1848 und ihrer Folgen
- nicht nur speziell für den Kölner Raum.
Wahrscheinlich hätte Karl Marx es sich nicht träumen lassen,
dass einer seiner Texte einmal Grundlage eines Songs werden würde.
- Im Lied von den "Wanderratten" kommt Heinrich Heine zu Wort. Den
Freiheitskämpfern Robert Blum und Friedrich Hecker wird in je
einem Lied ein Denkmal gesetzt. Selbst der Urgroßvater von Pete
Seeger, Ludwig Seeger, trägt einen Teil zum Titel "Rache" bei.
Und die Info für Kölner: auch in der Domstadt gab es wenigstens
eine Barrikade zu vermelden, die zwar keine große Bedeutung
hatte, aber immerhin zur Legendenbildung ausreichte. |
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