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Lydie Auvray
Schwer zu sagen, wie das geht:
gute Unterhaltung, großes Entertainment. Es muss ihm aller Anschein
des nur Handwerklichen genommen sein, auch alle Last des
Angestrengten. Zauber gehört dazu, Charme, eine Form von Eleganz.
Und Charisma.
Lydie Auvray, der unbestrittene Star des
Akkordeons, kommt auf die Bühne mit ihren vier (Musiker-) Männern,
setzt sich auf einen beiseite gestellten Stuhl und stemmt ihr
Instrument auf den Schoß, das nur so, mit diesem Zwischenschritt,
halbwegs bequem anzuverleiben ist. Dieser mords-schwere Kasten. Zwei
Kontrollbewegungen der anmutigen Art, ob ihr Haarschwall nicht unter
den Gurten eingeklemmt ist, dann federt sie hoch, zieht den Balg in
die Länge und drückt die ersten Akkorde. Von da an fällt alle
Schwere von ihr. Von uns. Es ist dieses schon in den ersten Minuten
wortlos gegebene Versprechen: Wir spielen heute für Sie, nur für
Sie. Ihr lockengerahmtes Lächeln, dieses locker aus der Hüfte
gewonnene Tänzeln, Steppen, Biegen und Wiegen. Sie kann uns, die
wir hellwach sind, zum Träumen bringen. Wir wissen, in den
nächsten zwei Stunden wird nichts mehr schief gehen. Unser Abend
kann nur noch zum Vergnügen werden.
Mindestens ihren zweiten Wohnsitz hat sie in
Deutschland, und damit kommt ein zusätzlicher Gewinn dazu. Die
Entertainerin, eine Virtuosin an ihrem Instrument, ist eine
charmante Plauderin. Und sie hat diese ihre Unterhaltungskunst jetzt
mit dem 25. Bühnenjubiläumsjahr perfektioniert zur vollkommenen
Unangestrengtheit. Ein paar Worte hier, ein paar Melodien dort, und
wir wissen wieder, was man alles machen kann mit diesem Instrument.
Gut, Tango, Lateinamerikanisches, die vertrackte Rhythmik der
Karibik, das können wir uns allemal vorstellen aus diesem Blasebalg
und mit dieser famosen Band an der Seite. Aber dass sich die
wunderbar enervierende Edelpenetranz arabischer Skalen genauso aus
der Quetsche herausholen lässt, das muss uns schon eine Könnerin
wie die Auvray zeigen, damit wir es glauben. Überhaupt dieses
Klavier für Arme. Warum es diesen Beigeschmack hat, wird nach einem
Abend mit Lydie Auvray vollends rätselhaft. Das Akkordeon, und dazu
braucht es nur ein paar Nummern, ist jedenfalls in ihrer Hand ein
ungeheuer emotionales Instrument. Es löst Assoziationen und
Gefühle aus, wie kaum ein anderes. Es ist einfach nicht
gemütsneutral. Es strahlt, es klagt, es lacht und swingt und macht
mit jeder Note klar, dass man nicht allein auf der Welt leidet. Oder
sich freut. Über diesen Abend, nur für uns. Das neue Album enthält, wie schon sein Titel
verrät, nur Tangos. Wie Musette und Walzer, lag auch diese Musik
ihr immer schon am Herzen - dieser großen Liebe hat sich Lydie
Auvray nun ganz hingegeben und ihr mit TANGO TOUJOURS ein Denkmal
gesetzt. Von selbst versteht sich, dass beim neuen Live-Programm
nicht nur Tangos gespielt werden, dafür stehen Lydie Auvray und
ihre Band mit ihrer Fähigkeit, ein breites Stilspektrum zu
integrieren – die Hits und Lieblingsmelodien sind auch noch "im
Spiel".
Thommie Bayer
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Discografie
- Premiere (1981)
- Paradiso (1983)
- Ensemble (1985)
- D'accord (1987)
- Live (1989)
- 3/4 (1991)
- 10 Ans (1992)
- Tango Terrible (1994)
- Octavons (1995)
- Bonjour Soleil (1997)
- Best of (1998)
- Instrumentals (1998)
- En concert (1999 - live)
- Triangle (2001)
- Tango Toujours (2003)
- Pure (2004)
- Regards (2006)
- Soirée (2008 - live)
- Soirée (DVD - 2008)
- Trio (2009)
- 3 Couleurs (2012)
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