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Lydie Auvray zum 40jährigen Bühnenjubiläum
Madinina ist der ursprüngliche Name der Insel Martinique und
bedeutet "Blumeninsel". Nach Frankreich und Deutschland
war diese Insel nicht nur lange Zeit wie eine dritte Heimat für
Lydie Auvray, sondern auch eine Quelle der Inspiration. In vielen
ihrer Kompositionen ist der fröhliche, rhythmische Einfluss
der Musik der französischen Antillen deutlich zu hören.
Zwei Gründe waren der Anlass für die Herausgabe dieser
Zusammenstellung. Zum einen die häufige Nachfrage des Publikums
bei Konzerten, auf welcher CD denn die meisten "karibischen"
Kompositionen vertreten seien. Und zum zweiten Lydie Auvray's 40jähriges
Bühnenjubiläum. 1977 war sie zum ersten Mal auf deutschen
Bühnen unterwegs in der Band von Jürgen Slopianka. Die
Klangfarbe und Spielweise des ihres Akkordeons interessierte und
fasziniert schnell weitere Kollegen - Thommie Bayer, Klaus Hoffmann,
Hannes Wader, Peter Maffay, Senta Berger, Stefan Remmler - um nur
einige zu nennen.
Und dann ist da noch die erste von vielen Reisen nach Martinique
- 1988 - vor fast 30 Jahren. Die den Anstoß zu so vielen musikalischen
Einflüssen darstellte. Auf der LP vertreten sind 12 Titel aus
den Jahren 1987 bis 2006 - man sieht, die Affinität zur karibischen
Musik deutet sich schon vorzeitig an. Auf der CD sind es zwei Titel
mehr, auf die wir aus klangtechnischen Gründen auf der Vinyl-Edition
verzichten mussten. Nach 2006 folgten zunächst Alben, die sich
mehr der Musette oder dem Akkordeon-solo widmeten.
Auf dem Album vertreten sind auch zwei Titel aus dem Live-Album
"en concert" von 1999, das lange Zeit nicht mehr erhältlich
war und anlässlich von Lydie Auvrays 40jährigem Bühnenjubiläum
neu aufgelegt worden ist. "En concert" ist das erste Live-Album
der "Grande Dame des Akkordeons", das die Spielfreude
der Band vor einem Publikum im Unterschied zur Studio-Situation
perfekt einfängt. Jede Band hat Live einen anderen Andrenalin-Pegel
als im Studio - wer das mag, ist mit "en concert" von
Lydie Auvray bestens bedient, wenn sie/er es mit nach Hause nehmen
möchte. (Für Kenner der Materie: es gab 1989 schon ein
Live-Album; das kann "en concert" allerdings nicht das
Wasser reichen und ist auch nicht mehr erhältlich).
Re-mastered wurden die zum Teil in Analog-Zeiten aufgenommenen
Titel der Madinina-Veröffentlichung von Reinhard Kobialka in
den Topaz Studios, Köln, ohne dabei einen grundlegenden Eingriff
in den Sound vorzunehmen. - Ein Glücksgriff für das Cover
war die Künstlerin Saskia Gaymann, die zudem noch zwei wunderschöne
"Karikaturen" für die LP-Innenhülle und das
CD-Booklet beisteuerte. Für den Druck bearbeitet und in Form
für LP/CD gebracht von Volker Neumann, neomania design (auch
die nicht-musikalischen Akteure verdienen mal eine Erwähnung).
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Gleich drei Jubiläen feiert
Lydie Auvray im Jahr 2012: neben ihrem 35. Bühnenjubiläum
und dem 30. Geburtstag der Auvrettes ist Trois Couleurs das 20.
Album in der Karriere der 1956 in der Normandie geborenen Musikerin
mit Wohnsitz Köln. Aber dem nicht genug, beschreitet das Album
neue Wege und bringt zum ersten Mal in einer Art Bestandsaufnahme
ihrer aktuellen Arbeit Aufnahmen als Solokünstlerin mit den
Einspielungen der Auvrettes und denen ihres Trios auf einer CD zusammen.
Also nicht nur drei, sondern gleich vier gute Gründe, sich
das Album und Lydies Karriere einmal etwas genauer anzusehen.
Was ist nicht schon alles über sie geschrieben worden: "Lydie
Auvray verkörpert wie kaum eine andere derzeit, was Akkordeonspielen
ausmacht: Lebensfreude pur" schrieb die Frankfurter Allgemeine
Zeitung in einer Rezension und Elke Heidenreich schwärmte in
einer persönlichen Widmung: "ich kenne alle ihre Stücke,
ich habe sie und ihre Band oft im Konzert erlebt, und immer wieder
sitze ich da und staune, was sie alles kann, wie sie Herzen brechen
und wieder reparieren kann mit ihrer Musik
. Ihre Musik ist
sehr französisch und sehr kreolisch, sehr melancholisch und
sehr frech und heiter
".
Auf dem neuen Album Trois Couleurs findet man all diese Elemente
wieder und dazu einige mehr: Lydie Auvray ist in allen Genres zuhause
und auf keines davon festgelegt. Neben wunderbaren Tangos und Musettes
gibt es auf dem Album eine bis ins Mark erschütternde Zartheit
in dem Instrumentalstück "Das Meer" zu entdecken;
in dem unter Eindruck der Ereignisse in Fukushima geschriebenen
Stück "Complainte" treffen brachiale Rockelemente
auf Motive eines Klagelieds, "Le temps (n'est pas un long fleuve
tranquille)" verbindet Chanson und angelsächsisch anmutende
Choralelemente und das jazzig-schmissige "Et Apres" erinnert
in seiner Leichtigkeit an David Benoit. Als Bonus Track enthält
das Album ein Duett namens "Dis-moi grand-mère"
mit Lydies Tochter Cannelle Picot, die hier zum ersten Mal gemeinsam
mit ihrer Mutter in einer Aufnahme vereint ist.
Zu "Trio" schreibt
Lydie Auvray - "Ich liebe die Arbeit mit den Auvrettes,
meiner Band. Ich liebe die komplette Besetzung mit dem tiefen Puls
des Basses und die lebendige Rhythmik des Schlagzeugs. Ich liebe
die schnellen lauten Stücke. Aber genauso liebe ich die leisen
Töne. Die feinen Dialoge mit der Gitarre, die Zwischentöne
mit dem Klavier. Und die gehen manchmal ein bisschen unter in der
vollen Besetzung. - Als wir mal zu dritt probten, merkten wir: ja
- das ist auch schön, das ist was anderes, eine andere Qualität,
ein subtileres Zusammenspiel. So entstand die Idee, mehr mit einer
Trioformation zu machen.
Es sollte nicht das Auvrettes-Programm ohne Bass und Schlagzeug
sein. Die drei Instrumente erleben hier ein anderes Zusammenspiel,
ein gleichwertigeres, partnerschaftlicheres. Gitarre und Piano begleiten
nicht nur das Akkordeon und die Stimme - sie umspielen, übernehmen,
führen und folgen dann wieder. Wir haben das live präsentiert;
es hat dem Publikum offensichtlich gefallen.
Für die CD haben wir neue, speziell für das Trio geschriebene
Kompositionen und ältere Titel, die nicht mehr auf CD erhältlich
sind, ausgewählt. Dazu kommen ein paar Titel aus der jüngeren
Vergangenheit, die sich besonders gut für das Trio-Gewand eignen.
Bei dem Klang haben wir darauf geachtet, dass die "Intimität"
des Trios bewahrt wird."
SOIRÉE - Lydie
Auvray und die Auvrettes, das ist ein Markenzeichen, eine magische
Formel, die mit zuneh-mender Konzertdauer allenthalben ein wie selbstverständliches
Lächeln in die Gesichter der Zuhörer malt, ja regelrechte
Glücksgefühle beim Publikum auslöst.
Neben den dazu erforderlichen musikalischen Zutaten ist es nicht
zuletzt die Persönlichkeit von Lydie Auvray selbst, die für
diesen wundersamen Prozess verantwortlich ist. Unmittelbar und zum
Greifen nah sind ihre Präsenz und die überbordende Spielfreude,
die vermeintlicher Routine nach immerhin 30 Jahren keine Chance
lässt. Lydie Auvray spielt nicht nur ihre Stücke, sie
lebt sie geradezu.
Die unverkennbare Mischung verschiedener musikalischer Quellen,
die Lydie Auvray und ihre Gruppe "Die Auvrettes" zu einem
ganz eigenen Sound verschmelzen, kennt keine Berührungsängste.
Es ist eine schwebende, leichtfüßige und temperamentvolle
Musik, die mit Jazzelementen spielt, die die Fröhlich-keit
der Musette-Walzer, Lydie Auvrays musikalische Wurzel, mit der Sinnlichkeit
des Tangos und der Lebensfreude der karibischen Musik mit viel Charme
und Esprit zu einem eigenen unverwechselbaren Stil vereint.
Bestsellerautor Thommie Bayer drückte das vor ein paar Jahren
so aus: "Man könnte hundert Akkor-deonisten miteinander
spielen lassen, wäre unter ihnen Lydie Auvray, man hörte
sie heraus".
Auch als Sängerin macht die Auvray eine gute Figur. Mit ihrer
zarten Stimme erzählt sie gehaltvolle Geschichten, die uns
alle berühren: von der Zukunftslosigkeit der Straßenkinder
in Rio, von dem Entfliehen der geliebten Mutter in ihre eigene Welt,
von der Unmöglichkeit ein Liebeslied zu schreiben, ohne in
Banalität zu verfallen, von dem Verlust der eigenen kulturellen
Identität durch die Hegemonie amerikanischen Lifestyles. Die
Balladen fügen sich in ihrer melodiösen Entspanntheit
wie Ruheinseln in einen Fluss aus purer Energie und guter Laune.
Nicht zuletzt tragen aber auch die vier Männer an ihrer Seite
als "Auvrettes" einen wichtigen Teil zu diesem eindrucksvollen
Erlebnis dazu bei. Jeder von ihnen hat eine eigene eindrucksvolle
Musiker-Karriere vorzuweisen. Zusammen sind sie - bei aller Individualität
- eine Band, die in ihrem Spiel Perfektion und Kompaktheit mit Spielfreude
und filigraner Leichtigkeit zu verbinden weiß.
Eine "Soirée" mit der geradezu ansteckenden Musik
von Lydie Auvray und den "Auvrettes" ist ein geeignetes
Mittel gegen die Tristesse des Alltags.
REGARDS - Ein neues Album
von Lydie Auvray ist wie Nachhausekommen - alles ist vertraut, sympathisch,
warm, man findet sich zurecht und kennt sich aus. Aber dieses Nachhausekommen
ist nicht das nach einem kurzen Einkauf oder langen Arbeitstag,
es ist das nach einer Reise, denn auf all die Vertrautheit und Ruhe
fällt auch der frische Blick dessen, der mit Freude und Erstaunen
feststellt, dass etwas schön ist, ihn verzaubert oder rührt,
und seinem entwöhnten Auge in unerwartetem Glanz erscheint.
In Wirklichkeit ist alles neu, weil man plötzlich begreift,
dass in jeder Sekunde eine Zukunft beginnt. Wenn man einmal auf
diese Art den Blick geändert hat, versteht man besser, was
es bedeutet, wenn gesagt wird, dass ein Künstler "sich
treu bleibt". Denn natürlich ist jedes Stück auf
"Regards" neu und anders als frühere Stücke
von Auvray, aber es ist eben noch immer Auvray, die sie komponiert,
arrangiert und mit ihren großartigen Musikern eingespielt
hat. Und sie ist sich und ihren Hörern treu.
Bei jeder Eroberung, die sie macht, jeder Inspiration, der sie sich
überlässt, und jeder Finesse, die sie in ihr Repertoire
aufnimmt, ist sie unverkennbar, unverfälscht und unbeirrbar
Lydie Auvray, die Frau, deren spielerische Subtilität, Eleganz
und Milde sich nur jedes Mal als noch ausgereifter und entspannter
erweist.
"Regards" heißt auf französisch
"Betrachtungen" oder "Anblicke", aber wenn man
es auf englisch liest, sind es Grüße. Beides passt. Beides
stimmt. Und für beides gilt, dass sie sehr persönlich
sind, sehr unaufdringlich und dezent - die Anblicke nicht grellbunt
und die Grüße nicht gebrüllt. - Das Album klingt
unglaublich schön vom ersten bis zum letzten Ton - es ist ein
schmeichlerischer Ohrenschmaus. Alles Feine, Subtile und Exquisite
in dieser Musik nimmt wie ein Feuerwerk für die Augen oder
eine Geschmacksexplosion für den Gaumen seinen Weg direkt durchs
Ohr zu den entsprechenden Stellen im Gehirn, um dort alles, was
an Endorphinen, Opiaten und Hormonen bereitsteht, in Richtung Glücksempfinden
zu jagen
PURE - „In den nunmehr
28 Bühnenjahren und der über 23 jährigen Zusammenarbeit
mit meiner Band, den „Auvrettes“, habe ich immer die Situation genossen,
mit anderen gemeinsam Musik entstehen zu lassen. Zum einen als führende
Melodiestimme, zum anderen eingebettet in den Klang der anderen
Instrumente. Und dann war da immer dieser Moment in den Konzerten,
bei dem das Akkordeon alleine - pure - für sich stand. Kein Moment,
um auf Fingerfertigkeit oder Virtuosität zu setzen, sondern auf
Ausdruck und Gefühl. Da spürt man - auch als Spieler - ganz unmittelbar
die vielfältige Gestaltungskraft des Balges, der geführt werden
möchte.
Mit dieser Produktion habe ich versucht, diesen Augenblick festzuhalten.
Mein Anliegen war, die ganze Dynamik aufzuzeigen, die im Balg des
Akkordeons steckt und die sein Leben ausmacht. Ich wollte, dass
man vom leisesten, traurigsten Einzelton bis hin zum lautesten,
lebensbejahenden Akkord die ganze Palette hört und fühlt. Das geht
nämlich - fast zwangsläufig - durch die anderen Instrumente ein
wenig unter.“
Bei den Vorbesprechungen für die Aufnahmen zu „pure“ wurde schnell
deutlich, dass es sich hier um eine besondere Aufnahmesituation
handelt. Akkordeon solo sollte im Raum erklingen und den Hörer ganz
persönlich und direkt erreichen, und damit auch der Eindruck:
Lydie sitzt neben oder vor mir und spielt nur für mich. - Da
von Anfang an klar war, dass die Aufnahmen auch als 5.1 Surround
Sound Produktion erscheinen würden, haben wir uns bei der Mikrophonierung
um eine sehr räumliche und naturgetreue Abbildung des Akkordeons
bemüht. Und das ist hörbar gelungen dank der hervorragenden Aufnahmearbeit
von Brigitte Angerhausen (www.angerhausen.org).
TANGO TOUJOURS - Es ist ein bisschen wie beim
Blues: da bekommt man im Wesentlichen nur drei Harmonien geboten
– beim Tango ist es nur ein einziger Rhythmus. Umso mehr kommt es
an auf die Farben, die Klänge, die Melodien, die Spielkultur und Musikalität,
und hier – wer hätte anderes von Lydie Auvray und ihren Auvrettes
erwartet – lässt es Tango Toujours an nichts fehlen. Unverbesserlich
leicht und elegant kommt die Musik daher, mal getupft, gehaucht und
pointilistisch, mal gezirkelt, mal gestanzt, immer mit Delikatesse
und Seele zelebriert, schlendern die Tangos einer nach dem anderen
oder stolzieren, schleichen, tänzeln, schreiten an unser Ohr und von
dort ins Herz. Und in die Beine.
Verstärkt und aufs allerfarbigste unterstützt werden die Auvrettes
bei diesem Album vom Streichquartett Indigo, und es klingt
so homogen und warm, dass man glauben könnte, diese Zusammenarbeit
sei in Jahren erprobt. Es ist als hätten sich zwei gefunden, die einander
schon lang gesucht haben, man hört die Sympathie, sie überträgt sich
und schwingt mit. Schön auch, wie der Streicherklang den Hauch von
„Alte Welt" verstärkt, von dem der Tango schon immer umweht ist,
die Prise Melancholie, das Zarte, fast scheue Element dieser von sich
aus filigranen Musik.
Dies ist eine neue Facette im Oeuvre von Lydie Auvray, wie immer von
ihrer Eigenart und Originalität geprägt, und diesmal mit einer zweifachen
Verneigung dargeboten: einmal vor dem Tango, dieser eindringlichen
und distinguierten Musik und dann vor dem Streichquartett als Klangkörper
mit seiner anrührenden, beseelten Raffinesse des Ausdrucks und Klarheit
und Wärme seiner Farben.
Beim Hören von Tango Toujours verspürt man Sehnsucht. Und fühlt sich
doch wie angekommen. Vielleicht ist es die Sehnsucht nach solcher
Musik? Nach dieser Musik? Deren Vorhandensein wir erst in dem Moment
bemerken, da sie erfüllt wird?
PREMIERE + PARADISO - Die beiden Produktionen
"Premiere" (1981) und "Paradiso" (1983) haben 70 Minuten Musikgeschichte
geschrieben. Es gelingt der "Hexe auf den tausend Knöpfen" die
als bierselig verschrieene Atmosphäre des Akkordeons mit einer
gelungenen Mischung aus Jazz, Pop und sphärischen Klängen
wegzuspielen und dem alten, Anfang der 80er Jahre für die moderne
Musik totgeglaubten Instrument neues Leben einzuhauchen.
Quer durch Tango, Blues und Rock zeigt die Französin eindrucksvoll,
dass in den Klangmöglichkeiten des Akkordeons mehr steckt, als
manch einer geglaubt hätte, und dass sie im Zusammenspiel mit
ihrer Band - den Auvrettes - ein wunderschönes Bild stimmungsvoller
Musik malen kann.
Hier sind die bahnbrechenden ersten Produktionen auf CD, im Ton gründlich
nachbearbeitet. Mit den Klassikern "Pic" (Hommage an den berühmten
Roncalli-Clown, der die Musik für eine seiner Nummern verwandte),
"Rumba Pa Ti", "Ca Va", "Tiko Tiko" u. a.
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Video "Tango Taquin"
aus der DVD |