Das schwedische Instrumentaltrio Ahlberg,
Ek & Roswall bittet mit seinem zweiten Album "Näktergalen"
zum Tanz. Die CD, deren Titel auf deutsch "Nachtigallen"
heißt, führt traditionelles Liedgut aus der Gegend von
Medelpad mit Eigenkompositionen zusammen und ist irgendwo im weiten
Feld zwischen Folk und Klassik anzusiedeln.
Das mag gewiss an den recht außergewöhnlichen
Instrumenten der drei Musiker liegen. Emma Ahlberg spielt eine Violine
unbekannter Herkunft aus dem frühen 18. Jahrhundert und eine
Viola von Alf Börjars. Ihr Kollege Daniel Ek ist auf einer
16-saitigen Harfengitarre von Mats Nordwall zu hören. Niklas
Roswall (Ranarim) spielt eine Nyckelharpa
von Esbjörn Hogmark, eine Noraharpa (das ist eine frühe
Form der Nyckelharpa) von Leif Eriksson und eine Alt-Nyckelharpa
von Otto Damgren.
Und wenn die drei Musiker zusammen aufspielen,
kommt zum Beispiel "Diger-Jankes vals" heraus. Diger-Janke
war Fiedler und Stallknecht in Skallböle in Medelpad, und ein
recht verwegener Bursche. Wegen des Mordes an einem fahrenden Händler
wurde Diger-Janke zum Tode verurteilt. Doch bevor die Axt fiel,
bat er noch kurz um seine Fiedel und spielte diese Melodie, die
als Diger-Jankes Walzer in die Geschichte einging.
Einer der Lieblings-Spielmänner der Band
ist Jöns Persson. Von ihm kommt das erste Stück, das zugleich
Namenspate für die CD stand. "Näktergalen" ist
eine Polska, in der traditionelle Weisen und Eigenarrangements harmonisch
zueinander finden. Eine sehr beliebte Polska in Medelpad ist die
"Storpolska fran Liden". Das Stück wurde in der Version
von Nils Olof Höglund aufgeschrieben. Der Mann lebte in Järkvissle
in der Pfarrei Liden und war wohl so etwas wie ein Rechtsgelehrter.
Er half den Dörflern im Umgang mit den komplizierten Gesetzen
und unterstützte sie bei ihrem täglichen Schreibkram.
Mindestens genauso gut wie mit den Paragrafen war er auf der Fiedel,
wie das vorliegende Stück beweist. Die "Näktergalspolskan"
schließt den Reigen der 15 Stücke. Die Melodie ist die
gleiche wie die des ersten Liedes der CD, Ahlberg, Ek & Roswall
spielen das Stück aber so, wie es sich auf dem Tanzboden in
Hässlunda Ende des 18. Jahrhunderts angehört haben mag.
Obwohl die 15 Lieder alle aus der Gegend
um Medelpad kommen, ist "Näktergalen" ein sehr abwechslungsreiches
Album, das vom reichen kulturellen Erbe dieser schwedischen Region
zeugt. Mal wippt der Hörer beschwingt mit den Füßen
im Takt, mal möchte er sich zu den Klängen ausgelassen
im Kreise drehen und ein andermal richtet sich der Blick verträumt
nach innen, und dann jauchzt das Herz vor Freude.
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